Mannheim (dpa). Mit einer umfassenden Durchsuchung eines Wohnhauses ist die Polizei in Mannheim gegen mutmaßliche Mietwucherer vorgegangen. Die Bewohner, darunter viele bulgarische und rumänische Einwanderer, sollen in winzigen Zimmern und Kellerverschlägen «regelrecht eingepfercht» worden sein, berichtet ein Polizeisprecher. Zudem hätten sich bei den Ermittlungen gegen Bewohner und Vermieter Hinweise auf Steuerhinterziehung, Urkundenfälschung und Betrug erhärtet. Eine Frau, die wegen Diebstahls gesucht wurde, sei festgenommen worden. Ein weiterer Bewohner steht in Verdacht, an einer Einbruchsserie beteiligt gewesen zu sein.
Die Beamten sprachen von einer «Problem-Immobilie». Das dreigeschossige Haus im Stadtteil Neckarstadt-West sei warm und einigermaßen sauber gewesen, genüge aber nicht mitteleuropäischen Standards. So gebe es nicht in jeder Wohnung eine Toilette. In dem Haus befinden sich den Angaben zufolge 20 Wohnungen, die Zimmer sind teils nur sieben Quadratmeter groß. Wie viele Menschen in dem Haus leben, ist nicht sicher. Viele Bewohner seien nicht beim Einwohnermeldeamt registriert, die Fluktuation sei hoch. Während der Razzia wurden 38 Bewohner kontrolliert, sie sollen nun vernommen werden.
Wer macht den Reibach?
Wie hoch die Mieten sind, muss ebenfalls noch geklärt werden. Der Verdacht des Mietwuchers habe sich erhärtet. Ob allerdings der Eigentümer des Hauses davon gewusst habe, sei noch unklar. Es sei auch möglich, dass er die Immobilie weitervermietet habe und ein anderer die Mieter ausgenommen habe.
Nach Polizeiangaben wurden bei der Razzia zudem mehrere mutmaßlich gestohlene Fahrräder im Wert von mehreren Tausend Euro gefunden. Auch anderes Diebesgut sei entdeckt worden. Wegen Baumängeln wurde das Bauamt eingeschaltet. Die Bewohner hätten offenbar Strom gezapft und unsachgemäß Kabel verlegt. Dadurch steige die Brandgefahr.
Die Bewohner hätten sich während der Razzia sehr kooperativ gezeigt und Fragen beantwortet, sagte der Polizeisprecher. Es handele sich um die Geschädigten, die Täter müssten erst noch ermittelt werden. Der Razzia sind nach Angaben des Sprechers anderthalbjährige Ermittlungen vorausgegangen. Das Haus bleibt zunächst bewohnt.
20.01.2016 Ta