Karlsruhe (dv) Die Fotografin Katrin Jakobsen saß im Flieger nach Thailand und Kambodscha – inmitten von Männern, die im Fernen Osten den Kick mit käuflichen Kindern suchten. Es war just zu der Zeit, als die Gräueltaten des belgischen Kinderschänders Marc Dutroux durch die Gazetten gingen. Da beschloss Katrin Jacobsen, sie müsse etwas unternehmen.
Ich wurde in Thailand mit den Schicksalen tausender misshandelter und missbrauchter Straßenkinder konfrontiert, deren einzige Überlebenschance es ist, ihre Körper an Sextouristen zu verkaufen. Es war so furchtbar. Ich habe über ein künstlerisches Projekt nachgedacht – das war der Anfang.“
Entstanden ist „alles wird gut“. Da präsentiert die Medienkünstlerin und Fotografin Videos, Mixed-Media-Installationen, Fotografien sowie eine dokumentarische Plakatwand, mit denen sie auf die verschiedenen Aspekte von sexueller Kindesmisshandlung aufmerksam machen möchte. Jakobsens Fotografien zeigen von ihr gefertigte Puppenstuben, die als Kulisse für fiktive Szenen, welche unmittelbar vor oder nach einer sexuellen Kindesmisshandlung spielen, dienen. Mit diesen Miniaturräumen sowie ihren Guerilla Art-Aktionen im öffentlichen Raum zwingt die Künstlerin den Betrachter genau hinzusehen.
Was können wir tun?
Angesichts der jüngst bekannt gewordenen sexuellen Missbrauchsskandale fügt sich die Ausstellung in die aktuelle öffentliche Debatte ein und regt zu weiter gehenden Diskussionen an: Was kann jeder Einzelne von uns tun, um den Opfern zu helfen? Wie kann sexuelle Kindesmisshandlung in Zukunft verhindert werden?
Ihre Erfahrungen mit den Kindern und den Kunstwerken haben die 51- Jährige emotionalisiert. «Ich habe mit meinen Fingern gedacht und mit dem Kopf gefühlt», erklärt sie. Beim Formen der Plastilinfiguren, beim Nähen der Stoffe habe sie eine Art Opferschmerz gefühlt. Auch das ZKM ist sich der Gefühle bewusst, die die Kunstwerke auslösen können: Kinder unter 16 Jahren dürfen Jakobsens Ausstellung (bis zum 25. Juli) nicht ohne ihre Eltern besuchen.
Die Ausstellung
Katrin Jacobsen: „Alles wird gut“. Noch bis zum 25. Juli. Mi.-Fr. 10-18, Sa. und So. 11-18 Uhr. ZKM/Museum für Neue Kunst (www.zkm.de), 1. OG. Lorenzstraße 19, 76135 Karlsruhe.
11.05.2010 dv
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