Mainz (dv). Der Film begibt sich auf Spurensuche von den 60er Jahren bis zum Ende der DDR. Viele Anschläge und Todesfälle sind bis heute nicht aufgeklärt, ihre Aufarbeitung schwierig, da viele Akten kurz vor der Wende frisiert oder vernichtet wurden.
Breiten Raum nimmt in der Dokumentation der Fall des kürzlich verstorbenen Fußball-Bundesligatrainers Jörg Berger ein, der jahrelang im Westen von der Stasi verfolgt wurde und für diese Dokumentation sein letztes großes Interview gab. Eine rätselhafte Krankheit im Jahr 1986, ein mysteriöser Autounfall – erst als er nach der Wende seine Stasi-Akten sichtete, kam ihm ein schrecklicher Verdacht: Trachtete die Stasi ihm nach dem Leben?
Ebenfalls bis heute ungeklärt sind die Umstände, unter denen der Fußballer Lutz Eigendorf 1983 ums Leben kam. Eigendorf, ein DDR-Nationalspieler, setzte sich 1979 in die Bundesrepublik ab. Immer wieder äußerte er sich in Interviews kritisch über die DDR. Anfang dieses Jahres bestätigte ein ehemaliger Stasi-Spitzel zum ersten Mal, dass es tatsächlich Mordpläne gegen den geflohenen Fußballspieler gab.
Die Suche nach der Wahrheit war mühsam, doch die Aktenfunde scheinen eindeutig: So sollte der geflohene Grenzoffizier Rudi Thurow laut Unterlagen mit einem 1000 Gramm schweren Hammer erschlagen werden, bei einem anderen Fahnenflüchtigen plante die Stasi, einen Sprengsatz unter dem Sitz seines Mopeds zu montieren.
Gegenüber dem ZDF berichtet ein ehemaliger MfS-Mitarbeiter von Plänen, den geflohenen Geheimdienstagenten Werner Stiller zu ermorden. In einem Fall gibt es sogar ein Geständnis: Ein ehemaliger MfS-Offizier hat zugegeben, den Fluchthelfer Wolfgang Welsch vergiftet zu haben.
Fünf Jahre Recherche
Seit fünf Jahren hat Steffen Bayer Material zu seinem Film gesammelt. Wir haben sehr viel von der Arbeit der Birtler-Behörde profitiert“, sagt er im Gespräch mit e110. Bayer, der schon mehrere Dokumentationen über die DDR realisierte, konnte nun auf seinen Kontakten aufbauen und schaffte es, Verantwortliche der Stasi vor die Kamera zu bringen.
So stand dem ZDF der Chef der „Terrorabwehr“, Horst Franz, Rede und Antwort. Zuerst gab es die üblichen Stanzen: So etwas haben wir nicht gemacht – alle Anschuldigungen sind frei erfunden – wo sind die Beweise?… Doch dann ließ sich der Ex-Stasi-Mann ungewollt in die Karten blicken. Gefragt, was es mit einem Anschlag auf den Fußballtrainer Jörg Berger auf sich habe, erklärte Franz: „So wichtig war der Berger nicht für uns. Und wenn wir gewollt hätten, wären wir doch klüger vorgegangen.“
Jörg Berger – ein ungewöhnlich tapferer Mann
Das berührendste Interview führte Bayer im Dezember des vergangenen Jahres mit eben diesem Jörg Berger. „Ein ungewöhnlich tapferer Mann. Er hatte damals schon Krebs in einem fortgeschrittenen Stadium, aber er ließ sich nicht klein kriegen. Berger hat ja immer offen gesagt, was er über das politische System in der DDR dachte. Nach dem Gespräch mit ihm wusste ich, dass jetzt die Dokumentation reif war.“
„Sonderauftrag Mord – Die Geheimnisse der Stasi“ : Mit Zeugenaussagen, Archivfunden und investigativen Recherchen widerlegt die ZDF-Dokumentation die Legende der Stasiführung, der DDR-Geheimdienst habe mit Auftragsmorden nichts zu tun gehabt.
Fotos: ZDF
28.09.2010 dv
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