Berlin (dapd-bln). Der Mann hatte gerade seinen Hund ausgeführt, als er im Treppenhaus auf seinen Nachbarn traf. Mit einer geladenen Pistole soll der 57-Jährige vor ihm gestanden und plötzlich geschossen haben. Ein seit Monaten andauernder Nachbarschaftsstreit wegen Ruhestörung soll der Schießerei vorausgegangen sein. Warum die Auseinandersetzung an diesem Abend eskalierte, wird ab nächster Woche ein Gericht zu klären versuchen. Ab heute (24. September) muss sich der Rentner vor dem Landgericht Berlin verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Totschlag vor.
Es war am 27. März dieses Jahres, abends um 19.10 Uhr, als mehrere Schüsse die Bewohner im Archibaldweg im Lichtenberger Stadtteil Rummelsburg aufschreckten. Zeugen werden später berichten, wie ein Mann schreiend aus dem Haus rannte, gefolgt von einem jaulenden Hund und einem zweiten Mann, der eine Pistole in der Hand hielt und in Richtung des Flüchtenden schoss. Mindestens fünf Schüsse soll der Rentner abgefeuert haben. Eine Kugel traf den 41-Jährigen laut Anklage im Unterbauch. Der Kampfhund des Opfers soll am Hinterlauf verletzt worden sein. Weitere Einschusslöcher wurden später in parkenden Fahrzeugen gefunden.
Schüsse auf Fluchtwagen abgegeben
Weitere Kugeln trafen ein vorbeifahrendes Auto, in das sich das verletzte Opfer rettete. Mit den Worten Fahren sie los, da schießt einer“ soll er die Wagentür aufgerissen und hinein gehechtet sein. Doch das Auto kam nicht weit. Treffer in Reifen und Batterie zwangen den Fahrer des Wagens kurz darauf zum Halten. Der Fahrzeugführer und seine 16-jährige Tochter kamen mit einem Schock davon. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, bei den Schüssen auf das Auto auch den Tod der anderen Fahrzeuginsassen in Kauf genommen zu haben.
Danach soll der Rentner in seine Wohnung zurückgegangen sein. Als die Polizei eintraf, habe er sich mit den Worten „Ich ergebe mich“ widerstandslos festnehmen lassen und die Tat gestanden.
Todesangst vor dem Nachbarn
Den Ermittlungen zufolge war das Opfer erst einige Monate vor der Tat in das Mietshaus im Archibaldweg bei seiner Freundin eingezogen. Seither sollen sich der Angeklagte aber auch andere Hausbewohner wiederholt über den neuen Mieter wegen Lärmbelästigung beklagt haben. Laute Musik, Streitereien mit der Freundin, Türenknallen oder das Bellen des Hundes sollen die Nerven der Hausbewohner strapaziert haben.
Der Angeklagte soll anfangs noch um eine friedliche Lösung des Konflikts bemüht gewesen sein. Die angebotene Hand, als Zeichen der gütlichen Einigung, soll der 41-Jährige allerdings ignoriert haben. Der Rentner soll bei der Polizei später berichtet haben, dass er seither nicht mehr schlafen konnte und Todesangst vor dem Nachbarn hatte. Aus Angst vor ihm habe er kaum noch und wenn doch, dann nur noch mit Waffe seine Wohnung verlassen, sagte er. Die Pistole, mit welcher der Rentner später auf den Nachbarn geschossen haben soll, stammte aus seiner Waffensammlung.
24.09.2012Ta
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