Berlin (dpa). Ein polizeibekannter Islamist hat in Berlin auf offener Straße eine Polizistin mit einem Messer attackiert und wurde daraufhin erschossen. Der 41-jährige Iraker saß wegen Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe und Beteiligung an einem versuchten Mord jahrelang in Haft, gab die Staatsanwaltschaft bekannt. Nach Verbüßung seiner Strafe stand der in der Hauptstadt lebende Mann unter Führungsaufsicht und musste eine elektronische Fußfessel tragen, die er sich aber am Morgen entfernt hatte. Die Polizistin wurde bei dem Angriff schwer verletzt.
Nach Angaben der Behörden handelte es sich bei dem Erschossenen um Rafik Y.. Er galt als Chefplaner eines vereitelten Anschlags auf den damaligen irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi in Berlin im Jahr 2004. 2008 wurde er dafür vom Oberlandesgericht Stuttgart zu acht Jahren Haft verurteilt, wie Oberstaatsanwalt Dirk Feuerberg mitteilte.
Abschiebung war unmöglich
Nach seinen Angaben wurde die Wohnung des 41-Jährigen auf Hinweise zu Terrorplänen überprüft. Dort seien Papiere gefunden worden, die nun ausgewertet würden, sagte Innensenator Frank Henkel (CDU) in der «Abendschau» des RBB. Für eine Einschätzung, ob der Angriff terroristisch motiviert war und es ein vorbereiteter Anschlag war, sei es noch zu früh. «Er ist mehrfach in Erscheinung getreten, weil er ausgesprochen aggressiv auftrat», so Oberstaatsanwalt Feuerberg über den Mann. Es habe mehrere Fälle von Bedrohung gegeben. Dies habe er damit gerechtfertigt, dass die Opfer gegen seine Religion verstoßen hätten.
Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) erklärte, es gebe Anhaltspunkte, die gegen ein geplantes Vorgehen sprächen. Eine religiöse Motivation könne aber nicht ausgeschlossen werden. Der Mann sei als Mitglied der Islamistengruppe Ansar-al-Islam verurteilt und von den Sicherheitsbehörden intensiv betreut worden. Eine Abschiebung in den Irak sei nicht möglich gewesen, weil ihm dort die Todesstrafe gedroht hätte.
Drama geschah mitten auf der Straße
Der Angreifer rannte laut Polizei und Staatsanwaltschaft am Morgen im Stadtteil Spandau auf die 44-jährige Polizeibeamtin zu und stach sie mit einem Klappmesser mit neun Zentimeter langer Klinge in Hals und Schulter. Daraufhin schoss ein anderer Polizist mehrmals auf den Mann.
Die Beamtin wurde wahrscheinlich auch durch einen Schuss ihres Kollegen verletzt. Sie wird auf einer Intensivstation behandelt. Ihr Zustand sei stabil, Lebensgefahr bestehe nicht, hieß es. Die Beamtin könne noch nicht befragt werden. Der Angreifer starb trotz Wiederbelebungsversuchen in einem Rettungswagen.
Als die Behörden das Entfernen seiner Fußfessel bemerkten, wurde laut Polizei Alarm ausgelöst. Der Mann wurde angerufen, ging aber nicht ans Telefon. Die Polizei wurde informiert, ein Funkwagen zu seiner Wohnung geschickt. Es sei aber keiner da gewesen.
18.09.2015 Ta