Reichertshofen (dpa/lby). Unbekannte haben in der vergangenen Nacht ein künftiges Asylbewerberheim in Oberbayern angezündet. Wie die Polizei meldet, wurde am frühen Morgen an zwei Eingängen des Gebäudekomplexes Feuer gelegt. Schmierereien seien nicht gefunden worden. «Ein fremdenfeindlicher Hintergrund ist nicht auszuschließen», sagte Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer. Von den mutmaßlichen Brandstiftern fehlt jede Spur. Eine Sonderkommission wurde gebildet. Außerdem wurden Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamts (BLKA) in die Ermittlungen eingebunden. Ein Brandspürhund war vor Ort.
Etwa um 2.50 Uhr hatte ein Nachbar die Einsatzkräfte alarmiert, weil er das Feuer in dem leerstehenden Gasthaus in Reichertshofen (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) entdeckt hatte. Die Ermittler stellten fest, dass am Haupteingang des Gasthofs und auch am Nebengebäude der Brand gelegt worden war.
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Die Feuerwehr brachte die Flammen schnell unter Kontrolle. Der Diskothekengastraum des früheren Landgasthofs brannte völlig aus. Schaden: mindestens 150.000 Euro. Das angrenzende Wohnhaus, in dem vom 1. September an Flüchtlinge untergebracht werden sollten, wurde weniger stark beschädigt.
67 Asylbewerber sollen in der geplanten Unterkunft eine Bleibe finden. Spuren des Brandes sollen bis dahin vollständig beseitigt sein.
Diskussion über die Zahl an Asylbewerbern
Im Ort hatte es vor einigen Monaten noch hitzige Diskussionen über die Unterkunft gegeben. «Es gab Proteste aufgrund des geplanten Umfangs einer Unterbringung», sagte ein Polizeisprecher. Ursprünglich hätten mehr als 100 Asylbewerber dort einziehen sollen, die Zahl sei inzwischen reduziert worden.
Vor etwas mehr als einem halben Jahr brannten im mittelfränkischen Vorra zwei geplante Flüchtlingsunterkünfte. Auch in anderen Teilen der Bundesrepublik gab es Vorfälle dieser Art: Zuletzt wurden in den Nächten zum 11. und 12. Juli Schüsse auf ein Flüchtlingsheim in Böhlen bei Leipzig abgegeben. In der Nacht zum 1. Juli wurde eine geplante Flüchtlingsunterkunft im hessischen Mengerskirchen mit Schweineköpfen, Innereien und Schmierereien beschmutzt. Brandanschläge gab es auch im sächsischen Meißen, in Lübeck, in Limburgerhof in Rheinland-Pfalz und in Tröglitz in Sachsen-Anhalt.
16.07.2015 Ta