Ansbach/Leutershausen (dpa). Der mutmaßliche Täter des Amoklaufs in Mittelfranken soll seit mehr als zehn Jahren psychische Probleme haben. Dies geht aus Unterlagen hervor, die in der Wohnung des Sportschützen gefunden wurden, wie die Staatsanwaltschaft Ansbach bekanntgab. Der Mann habe seine Ärzte aber bislang nicht von der Schweigepflicht entbunden. Eine Befragung der Mediziner sei deswegen nicht zulässig. In der Wohnung des 47-Jährigen fand die Polizei 18 Cannabispflanzen. Im Fahrzeug des Mannes stellten die Fahnder 200 Schuss noch nicht verbrauchte Munition sicher.
Der Mann soll am Freitag in Leutershausen bei Ansbach zuerst eine 82 Jahre alte Frau und danach einen 72 Jahre alten Radfahrer aus einem Auto heraus erschossen haben. Auf seiner weiteren Flucht schoss er den Ermittlungen zufolge auch auf eine Pkw-Fahrerin und einen Traktorfahrer. Die Frau blieb unverletzt, der Landwirt zog sich Verletzungen am Arm durch herumfliegende Splitter der durchschossenen Frontscheibe seines Schleppers zu. Als der Täter gegen 11.45 Uhr an einer Tankstelle in Bad Windsheim anhielt, konnte er durch das beherzte Eingreifen der Tankstellenmitarbeiter überwältigt werden. Dadurch wurde möglicherweise Schlimmeres verhindert.
Was trieb den Verdächtigen an?
Ob der Schütze zur Tatzeit unter Drogeneinfluss stand, soll eine Blutprobe klären. Er arbeitete zuletzt im Vitalis-Wohnpark in Ansbach als Urlaubsvertretung. Das Arbeitsverhältnis in dem Pflegeheim wurde vorzeitig beendet: «Er war einfach nicht stressresistent.» sagte eine Vitalis-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.
Das Motiv des Täters bleibt unterdessen weiter im Dunkeln. Medienberichte, wonach der 47-Jährige die Amokfahrt bis zu seinem früheren Arbeitsplatz in Bad Windsheim fortsetzen wollte, bestätigte die Staatsanwaltschaft nicht. Hierfür hätten sich bislang keine Hinweise ergeben. Dasselbe gelte für Vermutungen, der Mann habe aus Hass auf ältere Menschen gehandelt.
Der 47-Jährige ist Mitglied in einem Schützenverein im mittelfränkischen Heilsbronn, unweit von Ansbach. Seine Waffen besaß er daher legal. Bei der jüngsten Überprüfung des Sportschützen im Jahr 2013 war den Behörden nichts aufgefallen. Der nächste Check wäre turnusgemäß Ende 2016 fällig gewesen.
14.07.2015 Ta