München (dapd). Eine echte Online-Scheidung gibt es ohnehin nicht. «Der persönliche Gang zum Scheidungsrichter bleibt einem sowieso nicht erspart», sagt Bayerns Justizministerin Beate Merk. Nicht einmal wirklich sparen lässt sich damit: «Die Kosten für eine einvernehmliche Scheidung sind gleich, egal ob man nun die Formulare online ausfüllt oder zum Anwalt geht», sagt die Ministerin. «Ich sehe auch keinen Vorteil darin, das Beratungsgespräch mit dem Anwalt einzusparen, denn hier spart nur der Anwalt Zeit, die Eheleute aber kein Geld.»
Familienrichter Christian Roch warnt gar vor den Online-Angeboten. Er ist an gleich zwei Amtsgerichten – in Kempten und Sonthofen – tätig und tagtäglich mit Scheidungen konfrontiert. «Spätestens seit Mitte 2000 das Internet in den Familien Einzug gehalten hat», gebe es immer öfter Angebote für Online-Scheidungen, erzählt er.
In fünf Schritten zur Scheidung
Bei den Anbietern sieht das sehr einfach aus. Gerade einmal 14 Fragen sind auf dem Online-Formular, mit dem man bei einem der Anbieter den Prozess einleitet: Von den Personalien bis zur Frage, wie man vom Angebot gehört habe. Andere zählen die fünf Schritte zur Trennung auf: Onlineformular ausfüllen – Man erhält Post – Man schickt die unterschriebene Vollmacht zurück – Der Scheidungsantrag wird eingereicht – Der Scheidungstermin findet statt.
Rochs Meinung darüber ist eindeutig: «Diese Scheidungen online zeichnen sich dadurch aus, dass es einen hohen Grad an Schwierigkeiten gibt», mahnt der erfahrene Richter. Sie würden einen kostengünstigen und flotten Weg zur amtlich besiegelten Trennung von Ehepaaren suggerieren, tatsächlich aber fehle es immer wieder an der meist dringend nötigen Beratung durch einen versierten Familienfachanwalt.
Auch der Memminger Familienrichter Dietrich Erhardt warnt davor, dass «durch eine falsche Weichenstellung den Mandanten mitunter großer Schaden entsteht». Bei Scheidungen in Deutschland bestehe Anwaltspflicht, und die gute Beratung, gerade was den Versorgungsausgleich von lange verheirateten Paaren angehe, sei besonders wichtig.
Es muss kein Rosenkrieg“ werden
Nicht immer kommt es dabei zum berüchtigten Rosenkrieg. Familienrichter Roch schätzt die Zahl der Scheidungen, bei denen es keine Streitigkeiten gibt, auf über 50 Prozent, sein Memminger Kollege Erhardt spricht von «knapp der Hälfte». Geht alles friedlich ab und war die Beratung vor dem Scheidungstermin gut, dann kann es mit der Scheidung durchaus schnell gehen. Der offizielle Vollzug der Scheidung kann in fünfzehn Minuten vorbei sein. Jede Hochzeitsvorbereitung dauert ein Vielfaches.
13.03.2011 dv
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