Schwere Cyberattacke auf Internetseiten von Kanzleramt und Bundestag

Berlin (dpa). Die Internetseiten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und des Deutschen Bundestags sind heute durch einen schweren Hackerangriff stundenlang lahmgelegt worden. Zu der Attacke bekannte sich eine prorussische Hackergruppe aus der Ukraine namens CyberBerkut. Sie begründete dies mit der Unterstützung Deutschlands für den ukrainischen Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk, der nach einem Treffen mit Bundespräsident Joachim Gauck morgen auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) treffen will. Die Bundesregierung will unter anderem Kreditgarantien für Wiederaufbauprojekte in der umkämpften Ostukraine in Höhe von 500 Millionen Euro übernehmen.

CyberBerkut erklärte, Jazenjuk wolle in Berlin neue Gelder erbitten, um damit den bewaffneten Konflikt in der Ostukraine fortzusetzen. Deutschland dürfe aber keine politische und finanzielle Unterstützung leisten für das «kriminelle Regime in Kiew», das einen blutigen Bürgerkrieg entfesselt habe. Ein Cyberangriff in dieser Größenordnung und über so viele Stunden stellt eine neue Dimension dar. 

Zahllose Anfragen bringen Rechner zum Absturz
Regierungssprecher Steffen Seibert betonte in Berlin, die Attacke hätte gegen zehn Uhr begonnen, die vom Bundespresseamt betriebenen Internetauftritte seien zeitweise nicht mehr erreichbar gewesen. Das Rechenzentrum des Dienstleisters stehe «unter einem schweren Angriff», verursacht offensichtlich durch eine Vielzahl externer Anfragen. Am schwersten betroffen waren die Seiten www.bundestag.de und www.bundeskanzlerin.de. Auch das Internetangebot des Auswärtigen Amtes war zeitweise betroffen und nicht mehr zu erreichen.

Während die Bundestagsseite am Nachmittag wieder funktionierte, ist das Internetangebot Merkels auch weiterhin nicht erreichbar. Ziel des Angriffs sei wohl, das System gezielt zu überlasten, sagte Seibert. «Es sind Gegenmaßnahmen eingeleitet.» Das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei eingeschaltet worden. Das BSI verzeichnet durchschnittlich einmal im Monat einen Denial-of-Service(DoS)-Angriff auf Webseiten der Bundesbehörden. 

Angreifer sind bereits bekannt
Eine Sprecherin des Bundestags sagte: «Wir können bestätigen, dass ein Hackerangriff auf die Seite www.bundestag.de stattgefunden hat.» Davon betroffen sei der externe Dienstleister, der diese Website im Auftrag des Bundestages betreue. «Interne IT-Systeme des Deutschen Bundestages sind davon nicht betroffen», betonte die Sprecherin.

CyberBerkut ist wiederholt mit politisch motivierten Netzattacken in Erscheinung getreten. Auch Internetseiten der Nato waren schon Ziel ihrer Angriffe. Auf ihrer Website veröffentlichte die Gruppe zuletzt im November allem Anschein nach geheime Dokumente über eine militärische Unterstützung der Ukraine durch die USA. Nach eigenen Angaben gelang es der Gruppe, sie während eines Besuchs von US-Vizepräsident Joe Biden in Kiew zu hacken.
 
07.01.2015 Ta