Dortmund (dapd-nrw). Die Spuren der dramatischen Ereignisse sind immer noch zu sehen. Von der Türschwelle des Hauses bis zur anderen Seite der Humboldtstraße reichen die Blutflecken, auch der Bordstein ist rot gefärbt. Kerzen und Blumen stehen an der Straße vor dem Eckhaus in Oberhausen. Passanten bleiben immer wieder stehen, einige legen Blumen nieder oder stellen Kerzen ab. Ein Mädchen kommt mit ihrer Mutter vorbei und setzt einen großen gelben Teddy an der Straßenecke ab. Eine junge Frau möchte sich zu den schrecklichen Vorfällen der Nacht nicht äußern, sagt nur: Das ist nicht normal!“ Dabei kämpft sie mit den Tränen. Den in dem Haus tödlich verletzten achtjährigen Jungen kannte ihre Tochter Vanessa gut, schließlich hatte sie immer wieder mit ihm gespielt.
Jede Hilfe kam zu spät
Die Humboldtstraße ist eine schmale und unauffällige Einbahnstraße in der Oberhausener Innenstadt. Die Bluttat von der Nacht ist für viele Anwohner an diesem Morgen das einzige Gesprächsthema. Im und vor dem Haus hatten sich dramatische Szenen abgespielt. Ein 27 Jahre alter, offenbar geistig verwirrter Mann hatte in der Nacht zum Donnerstag zweimal mit einem Messer auf den Sohn seiner Freundin eingestochen und ihn tödlich verletzt. Die 28 Jahre alte Frau rannte laut schreiend mit ihrem Sohn auf die Straße. Besucher einer Trinkhalle kamen nach draußen und leisteten Erste Hilfe, der Junge wurde zunächst wiederbelebt, starb dann aber in einem Krankenhaus. Der Tatverdächtige wurde in der Wohnung festgenommen, zuvor hatte er sich mit dem Messer selbst verletzt.
Für Anwohnerin Ayse Karadeniz ist die Tat unbegreiflich. „Ich habe den Junge da liegen gesehen“, sagt sie. Als sie in der Nacht den Lärm draußen gehört habe, habe sie gleich gewusst, dass „da was passiert ist“. Vor allem der 28-jährigen Mutter gilt nun ihr Mitgefühl. „Ich habe selber zwei Söhne“, sagt sie.
Nachbarn noch immer unter Schock
Der tatverdächtige Freund wohnt nach Angaben der Polizei woanders und hatte in der Tatnacht bei seiner Freundin übernachtet. Wieso er den Jungen mit dem Messer attackierte, ist völlig unklar. Annegret Sante wohnt in dem Haus, in dem sich die Bluttat ereignete. Sie wurde durch das Geschehen geweckt. „Ich hörte die Mutter rufen: ‚Hilfe, Hilfe, mein Kind! Ruf einer die Polizei, der verblutet!'“, berichtet sie noch sichtlich unter Schock.
Faton Krasnici ist überrascht, dass der 27-Jährige zum Täter wurde. „Mein Freund kennt ihn und sagt, dass er ein ganz ruhiger Junge ist“, berichtet der Nachbar. Dass der Festgenommene psychiatrisch behandelt wird, sei bekannt gewesen. „Es ist schrecklich, dass so etwas in der Nachbarschaft passiert“, sagt der 26-Jährige. Schließlich habe er selbst „ein kleines Kind“.
Neben der Trauer kocht bei einigen Anwohnern und Bürgern offenbar auch die Wut hoch. „Ich wohne seit 50 Jahren hier, früher ist so etwas nie passiert. Das liegt an den Leuten, die hier hinziehen“, echauffiert sich eine ältere Frau, die offenbar gerade vom Einkaufen kommt. Eine radikale Lösung favorisiert ein vorbeifahrender Autofahrer: „Todesstrafe, Todesstrafe“, skandiert er lautstark aus dem Pkw.
10.08.2012 Ta
„