Thomas Schmitt (28): Die Hilfeschreie ließen ihm keine Ruhe

Thomas Schmitt

Am frühen Nachmittag kommt eine Schülerin mit dem Zug in einem kleinen Ort bei Forchheim an und will zu Fuß nach Hause gehen. Der Bahnhof liegt außerhalb. Um in den Ort zu gelangen, muss sie mehrere hundert Meter bergab über eine Landstraße an dichtbewachsenen Feldern vorbeigehen. Unvermittelt wird die 17-Jährige von hinten von einem Mann angegriffen und in einen von hohem Gras verborgenen Graben gezerrt. Dort will er sie vergewaltigen. Sie wehrt sich und schreit verzweifelt um Hilfe.

In diesem Moment kommt der Handwerker und Lkw-Fahrer Thomas Schmitt mit seinem Auto vorbei. Er ist auf dem Weg zu seinen Eltern. «Zum Glück war es an dem Tag sehr warm, so dass ich die Fenster unten hatte. Zudem war ich gerade dabei, die Musik zu wechseln, sonst hätte ich die Schreie womöglich nicht gehört», sagt er. Wegen des hohen Grases kann Thomas Schmitt nichts sehen und auch nicht zuordnen, woher die Schreie kommen. Doch die Sache lässt ihm keine Ruhe.

Der Vergewaltiger gibt auf 
Bei der nächsten Gelegenheit wendet er und fährt den Weg mehrfach langsam ab, immer auf der Suche nach einem Hinweis. Den Täter kann er so zur Flucht veranlassen. «Plötzlich stand ein Mann auf und lief an meinem Auto vorbei in Richtung Bahnhof. Dann kam eine junge Frau aus dem Graben gekrochen. Sie weinte heftig.» Sofort kümmert sich Thomas Schmitt um das Opfer und ruft per Handy die Polizei an. Dabei behält er den flüchtenden Täter im Blick.

«Er ist in Richtung Bahnhof gelaufen. Ich habe der Polizei den Mann beschrieben und mitgeteilt, wo er sich aufhält.» Nach wenigen Minuten treffen zwei Streifenwagen und ein Notarzt ein. Die Polizei kann den Täter, der noch zu flüchten versucht, festnehmen. Es handelt sich um einen 26 Jahre alten Mann aus Tunesien, der sich als Syrer ausgegeben hatte, um in Deutschland Asyl beantragen zu können.

Ein Serientäter 
Ein DNA-Abgleich ergibt, dass er bereits 2015 innerhalb von zwei Tagen eine 16-Jährige an einem Bahnhof vergewaltigt und zudem versucht hatte, eine 20-Jährige zu vergewaltigen. Die Taten fanden in unterschiedlichen Landkreisen statt. Alle Opfer durchlitten Todesängste.

Der Täter wird zu neun Jahren Haft verurteilt. Seine Unterbringung in der Sicherungsverwahrung bleibt laut Urteil vorbehalten. Thomas Schmitt, der durch seine Aufmerksamkeit die junge Frau gerettet und die Vergewaltigungsserie gestoppt hat, wird später durch den oberfränkischen Polizeipräsidenten Reinhard Kunkel geehrt.


Die Jury meint:
Thomas Schmitt hat dank seiner besonderen Aufmerksamkeit und Hartnäckigkeit die Vergewaltigung einer 17-jährigen Schülerin verhindert und die Festnahme eines gefährlichen Serientäters ermöglicht. Er hat nicht nur ein furchtbares Verbrechen verhindert, sondern auch nachhaltig zum Fahndungserfolg beigetragen und mögliche Folgetaten durch sein überlegtes Handeln unterbunden. Die Jury spricht Thomas Schmitt ihren größten Respekt aus.