Berlin (dapd). Mit der Anzeige reagiert die Familie auf das Verschwinden eines Haars, das in Barschels Bett im Hotel «Beau Rivage» gefunden worden war. «Das Verschwinden eines möglicherweise entscheidenden Beweisstücks ist weder ein Zufall noch eine Panne der Justiz», sagt Anwalt Warberg. Vielmehr sei davon auszugehen, dass «maßgebliche Kräfte, die seit Beginn des Todes an Dr. Uwe Barschel eine Aufklärung verhindern wollten, offenbar noch immer aktiv an der Vertuschung arbeiten».
DNS-Analysen laufen in Kiel
Mithilfe von DNS-Analysen der Asservate will die Staatsanwaltschaft neue Erkenntnisse im Fall Barschel gewinnen. Auch das Haar, das nicht von Barschel stammen soll, sollte dabei nun untersucht werden. Laut Lübecker Staatsanwaltschaft sind interne Ermittlungen eingeleitet worden, weil das sichergestellte Haar zu einem unbekannten Zeitpunkt aus den Aufbewahrungstüten verschwand.
Aufklärungbedarf hat auch das Kieler Justizministerium. Bereits in der vergangenen Woche habe das Ministerium die Generalsstaatsanwaltschaft gebeten, die genauen Umstände des Abhandenkommens des Asservats zu klären, sagte ein Sprecher. Die Untersuchungen dauerten an.
Das betreffende Haar stammt laut Staatsanwaltschaft nicht von Barschel. Zahlreiche Beweisstücke, die 1987 von den Ermittlern am Fundort der Leiche Barschels sichergestellt und kriminaltechnisch untersucht wurden, lagerten bis 1995 in der Schweiz. Danach wurden die Gegenstände der Staatsanwaltschaft in Lübeck übergeben.
Der ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident Barschel war am 11. Oktober 1987 in der Badewanne seines Zimmers im Genfer Hotel «Beau Rivage» tot aufgefunden worden. Bis heute sind die Todesumstände nach Ansicht der Staatsanwaltschaft ungeklärt. Zahlreiche Theorien wurden seitdem zu den Todesumständen des Politikers aufgestellt.
29.09.2011 dv