Zivilcourage zahlt sich aus. Nicht nur für diejenigen, denen sie zugute kommt. Sondern mitunter auch für diejenigen, die diese Eigenschaft in brenzligen Situation unter Beweis stellen. Trotz «Corona»-Pandemie haben es sich das ZDF und «Aktenzeichen XY… ungelöst» nicht nehmen lassen, auch in diesem Jahr XY-Preisträger zu küren.
Die Verleihung fand nicht wie sonst in einer Feierstunde in Berlin statt, sondern in den heimischen Wohnzimmern. Die Preisträger Alexander Kernstock, Finja Klenz und ihr Sohn Luca Höppner sowie Thomas Schmitt nahmen die Glückwünsche während der Live-Sendung von «Aktenzeichen XY« am 18. November 2020 via Internet entgegen. Statt etwa 200 Gäste wie sonst wohnten der Zeremonie diesmal über 5,7 Millionen Fernsehzuschauer bei.
«Beispielhaft Verantwortung übernommen»
Der aktuelle Schirmherr des XY-Preises, Bundesinnenminister Horst Seehofer, hielt eine kurze Laudatio, die bereits vor einigen Tagen bei ihm in Berlin aufgezeichnet worden war. Er bescheinigte den Preisträgern: «Sie haben Verantwortung übernommen. Und von dieser Verantwortung lebt unsere ganze Gemeinschaft.»
Bevor XY-Moderator Rudi Cerne sich mit den Preisträgern via Internet unterhielt, brachte er ihre vorbildlichen Taten in Film-Einspielungen noch einmal in Erinnerung. In den vergangenen Monaten waren während der XY-Sendungen schon einige hoffnungsvolle Kandidaten vorgestellt worden, darunter auch drei der Preisträger. Der Film des vierten hatte nun Premiere.
Sextäter und Messerstecher gestoppt
Der Zimmermann Alexander Kernstock (37) hat den sexuellen Missbrauch eines sechsjährigen Kindes verhindert, indem er – im Gegensatz zu anderen Zeugen – genau hinsah und Unstimmigkeiten nachging. Er alarmierte gerade noch rechtzeitig die Polizei, bevor der 65-jährige Täter sich an dem Kind vergehen konnte.
Luca Höppner und seine Mutter Finja Klenz teilen sich den XY-Preis. Beide wurden auf einem Supermarkt-Parkplatz Zeugen eines brutalen Messer-Angriffs. Trotz gerichtlichem Annäherungsverbot hatte ein Mann seiner Ex-Partnerin dort aufgelauert und mit dem Messer traktiert. Der 19-jährige Luca Höppner brachte den Angreifer durch laute energische Rufe dazu, von seinem Opfer abzulassen, während seine Mutter im Supermarkt Unterstützung holte.
Lkw-Fahrer Thomas Schmitt machte im Vorbeifahren eine seltsame Wahrnehmung am Straßenrand, die ihm keine Ruhe mehr ließ. Er kehrte um und suchte die Stelle ab. Dadurch fühlte sich ein Vergewaltiger gestört. Er hatte eine 17-jährige Schülerin in den Straßengraben gezerrt und wollte sie gerade vergewaltigen. Da tauchte der 28-Jährige auf der Bildfläche auf. Der Täter ließ von seinem Opfer ab und flüchtete. Wenig später schlossen sich Fesseln um seine Handgelenke.
Jedes Jahr eine schwierige Entscheidung
Die Preisträger waren wie üblich von einer Fachjury aus zahlreichen Vorschlägen der XY-Zuschauer ausgewählt worden. Und jedes Jahr kommen die Mitglieder dieses Gremiums zu demselben Schluss: Eigentlich hätten den XY-Preis alle vorgeschlagenen Kandidaten verdient. Doch bei den diesjährigen Preisträgern passten die Kriterien am besten. Am wichtigsten: Verbrechensopfern helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Auch die diesjährigen Preisträger dürfen sich außer über die Trophäen auch über eine stattliche Geldsumme als Preisprämie freuen.
Fotos: Securitel / ZDF
18.11.2020 wel